Im Rahmen der beruflichen Orientierung an der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf fand in allen fünf Vorabschlussklassen ein besonderer Workshop statt: Die gemeinnützige Organisation „ArbeiterKind“ war zu Gast und informierte die Schülerinnen und Schüler umfassend über die Möglichkeit eines Studiums – auch ohne akademischen Familienhintergrund. Die Veranstaltungen wurden von Ulrike Feder von „ArbeiterKind“ geleitet und von OStR Michael Gleißner organisiert, der die Berufsorientierung an der Schule verantwortet.
Das Netzwerk „ArbeiterKind“ setzt sich bundesweit dafür ein, dass insbesondere junge Menschen aus Familien ohne Hochschulerfahrung ermutigt und befähigt werden, ein Studium aufzunehmen und erfolgreich zu absolvieren. Engagierte Ehrenamtliche, die oft selbst die Ersten in ihrer Familie mit Hochschulerfahrung sind, berichten dabei aus eigener Perspektive – so auch bei den Workshops an der Wirtschaftsschule.
Die jeweils 90-minütigen Veranstaltungen verbanden Information mit persönlicher Ansprache: Zunächst wurde den Jugendlichen vermittelt, was ein Studium überhaupt ist, welche Studienrichtungen es gibt und welche Chancen sich durch ein Studium eröffnen. Besonders interessant waren die persönlichen Erfahrungsberichte der Referentinnen und Referenten. In einem Interviewformat wurden Fragen behandelt wie: "Wie hast du herausgefunden, was du studieren möchtest?", "Was hat dir im Studium am meisten Freude gemacht?" und "Was hättest du gern früher gewusst?".
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Studienfinanzierung. Neben dem bekannten BAföG wurden auch Alternativen wie Stipendien oder andere Verdienstmöglichkeiten während des Studiums vorgestellt.
Auch Zukunftsängste kamen zur Sprache: „Wie finde ich den passenden Studiengang?“ „Bin ich überhaupt ‚der Typ fürs Studium‘?“ „Was ist, wenn ich scheitere?“ Fragen, die anonym auf Notizzetteln gestellt und offen beantwortet wurden. Hier konnten die Referenten mit praktischen Tipps, Ermutigung und konkreten Unterstützungsangeboten helfen. Ein weiteres Thema war zudem das Duale Studium, das besonders für praxisorientierte Schülerinnen und Schüler eine attraktive Alternative darstellen kann.
Zum Abschluss erhielten die Teilnehmenden symbolisch einen „Ermutigungsgutschein“ – mit dem Appell, mutig und selbstbewusst eigene Bildungswege zu gehen, unabhängig vom familiären Hintergrund.
Die Rückmeldungen der Klassen zeigten, dass das Thema viele erreicht hat – als sinnvolle Ergänzung zur klassischen Berufsorientierung, die an der Wirtschaftsschule einen hohen Stellenwert genießt. Viele Schülerinnen und Schüler befinden sich derzeit in einer entscheidenden Phase, in der sie überlegen, welchen beruflichen oder schulischen Weg sie nach dem Abschluss einschlagen möchten. Gerade in dieser Orientierungsphase war das Angebot von „ArbeiterKind“ eine wertvolle Erweiterung: Es eröffnete neue Perspektiven und machte deutlich, dass ein Studium auch für Wirtschaftsschülerinnen und -schüler ein erreichbares Ziel sein kann – selbst wenn es nicht der direkte nächste Schritt ist.
Denn es stehen vielfältige Wege offen, die später zu einem Hochschulstudium führen können – etwa über den Besuch der Fachoberschule, eine Ausbildung mit anschließender Weiterbildung oder über das duale Studium. Die Veranstaltung stärkte das Bewusstsein dafür, dass Bildung kein geradliniger Weg sein muss, sondern sich individuelle Chancen oft mit etwas Mut, Planung und Unterstützung erschließen lassen.
Von: OStR Michael Gleißner