Oberbürgermeister Christian Moser begrüßt Erich Finsches.Die 9. Klassen der Staatlichen Wirtschaftsschule fanden sich am 6. Oktober zusammen mit Realschulklassen und Klassen des Comenius-Gymnasiums zu einem interessanten Zeitzeugenbericht über die Zeit des Nationalsozialismus ein.

Zeitzeuge Finsches schilderte, was er von 1938 bis 1945 als 11- bis 17-jähriger jüdischer Junge in seiner Heimat Österreich und später in Arbeits- und Konzentrationslagern erlebte und wie er diese unvorstellbare Zeit überlebte. Finsches wuchs als Sohn einer jüdischen Mittelstandsfamilie auf, wurde 1938 als Jude aus der Schule geworfen, geriet in Gestapohaft, nachdem er sich gegen zwei Hitlerjungen zur Wehr gesetzt hatte. Obwohl erst 12-jährig wurde er 1939 in ein Arbeitslager nach Eisenerz verlegt. Da er die schwere Bergarbeiterarbeit nicht leisten konnte, sollte er in ein Juden-Ghetto deportiert werden. Aus der Not heraus flüchtete er und schlug sich auf abenteuerlichen Wegen durch den Wienerwald bis nach Wien durch, wo er untertauchte, aber schließlich aufgegriffen wurde und nun Zwangsarbeit in einer Wäscherei leisten musste. Als ein Transport in ein Ghetto nach Polen bevorstand, flüchtete er erneut, diesmal nach Ungarn. 1944 wurde er von der SS aufgespürt und im September im Zuge des Massenmordes an ungarischen Juden nach Auschwitz deportiert. Ende 1944 kam er in ein Nebenlager von Dachau in die Nähe von Mühldorf am Inn. Hier leistete er in einem unterirdischen Flugzeugwerk erneut Zwangsarbeit. Ende April 1945 befreiten ihn amerikanische Soldaten, er wog 29 Kilogramm und war schwer krank. Nur langsam erholte er sich in den Nachkriegsjahren von seinem jahrelangen Überlebenskampf. Obwohl von 65 Verwandten nur noch eine Tante und ein Onkel lebten, kehrte er laut eigener Aussage als „österreichischer Patriot“ wieder nach Wien zurück.

Matthias Edbauer, OStR