Erika Rosenberg-Band führt Schüler durch die Ausstellung.

„Wer ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Talmud)

Frau Prof. Erika Rosenberg-Band hielt an der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf einen Vortrag über den umstrittenen Oskar Schindler und eröffnete danach die gleichnamige Ausstellung in der Aula.

Oskar Schindler – ein Held oder eher doch ein Antiheld? Er bot den Nationalsozialisten die Stirne, es gelang ihm, gemeinsam mit seiner Frau, über 2000 Menschen das Leben zu retten. 300 weibliche Häftlinge holte er direkt aus der Hölle des Konzentrationslagers Auschwitz heraus.

Schulleiter OStD Johann Riedl mit Erika Rosenberg-Band.Auf der anderen Seite war er NSDAP-Mitglied, verfolgte einen zügellosen Lebensstil, hohe Nazibonzen zählten zu seinen Freunden. Trotzdem veränderte er seine Einstellung. Schindler fing an, Menschenleben zu retten und Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu leisten.
Steven Spielberg führte ihn dann durch seinen epochalen Spielfilm Schindlers Liste zu unsterblichem Ruhm. Aber wie war der Mensch wirklich? War er so, wie ihn der Hollywoodfilm gerne zeigen will?
Um diese Frage zu beantworten, wurde die anerkannte „Schindlerexpertin“ Frau Prof. Erika Rosenberg zu einem Vortrag an die Staatliche Wirtschaftsschule Deggendorf eingeladen.
Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 im mährischen Zwittau (Svitavy) geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Realschule, er musste die Schule vorzeitig verlassen, weil er ein Zeugnis gefälscht hatte, absolvierte er eine Ausbildung im väterlichen Betrieb. Im Alter von 19 Jahren heiratet er Emilie Pelzl. Oskar Schindler arbeitete auch kurzzeitig als Geheimagent für die deutsche Abwehr, wurde jedoch entdeckt und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Nur Hitlers Überfall auf die Resttschechei im Jahr 1939 verhinderte die Vollstreckung.
Im Oktober desselben Jahres übernahm Oskar Schindler in der Nähe von Krakau eine heruntergewirtschaftete Metallfabrik. Das Unternehmen wuchs geradezu sprunghaft. Gegen Ende des Jahres 1942 hatte sich dort eine riesige Munitionsproduktion entwickelt. Das Fabrikgelände umfasste 45.000 Quadratmeter und es waren dort 800 Männer und Frauen beschäftigt. Ab 1944 wurde das Zwangsarbeiterlager Plaszow jedoch in ein Konzentrationslager umgewandelt. Die SS organisierte jetzt Schindlers Lager in ein KZ-Außenlager um. Nach der Auflösung des KZ-Lagers Plaszow beschloss Schindler mit den Arbeitern der Firma nach Zwittau umzuziehen. Im Herbst begann Schindler dann die berühmte Liste zu erstellen. Diese Liste bedeutete für die Arbeiter das Überleben. Die SS hatte Schindler 1200 Arbeiter bewilligt. Schindler musste für die Verlegung seiner Firma RM 2.640.000 (26 Millionen Euro) aufbringen und an die SS zahlen. Die Umsiedlung begann dann im Jahr 1944. Wegen eines Missverständnisses wurde der Transport der Frauen nach Auschwitz umgeleitet. Schindler gelang es jedoch erneut seine Arbeiter zu retten. Er schreckte auch nicht davor zurück, seine Auflistungen zu fälschen und Kinder, Hausfrauen und Rechtsanwälte als ausgebildete Feinmechaniker und Metallarbeiter auszugeben. Zudem bemühte er sich stets darum, unqualifizierte oder zeitweise arbeitsunfähige Beschäftigte, so gut es ging, zu schützen. Auf der anderen Seite war Schindler ein Hedonist und Spieler, lebte auf großem Stil, feierte ausgiebig und hatte große Erfolge bei den Frauen. Nach dem Krieg war Schindler nicht mehr erfolgreich. Immer wieder litt er unter finanziellen Problemen. Er starb verarmt.
Frau Rosenberg-Band gelang es in ihrem Vortrag, die Schüler der 9. Jahrgangsstufe für die Biographie von Oskar Schindler zu begeistern. Sie zeigte die Unterschiede zwischen der historischen Realität und dem bekannten Hollywoodfilm auf und schilderte ihre Erfahrungen mit dem Regisseur Seven Spielberg. Mit großem Respekt und Sachverstand schilderte sie den Schülern die Biographien von Oskar und Emilie Schindler im Raum des Dritten Reiches. Da sie Frau Schindler selbst viele Jahre begleitet hatte, konnte Frau Rosenberg-Band den Schülern historische Informationen aus nächster Nähe übermitteln. Gebannt verfolgten die Schüler den Ausführungen der Forscherin und es hat sich wieder gezeigt, dass Geschichte durchaus auch ein Fach zum Anfassen ist.