Die Schüler der Klasse 10 b und weiterer Theater-Gourmets.

Eine Fahrt zu einem „höchst gefährlichen Stück“ in einen der Kulturtempel Bayerns

Tartuffe im Münchner Residenztheater

Man kann in ein Theater gehen oder in ein Theater oder auch mal in ein ganz anderes Theater. Die Schüler der Klasse 10 b entschieden sich für Letzteres. Man fuhr in den Münchner Musentempel, ins Residenztheater, um sich Molières „Tartuffe“ anzusehen. Schon im Vorfeld beschäftigte man sich im Unterricht mit dem Dichter und der Problematik dieses heute etwas sperrig anmutenden Stücks.

Jean-Baptiste Molière (1622 - 1673) war ein französischer Dichter und Schauspieler, er verfasste zahlreiche Komödien und Schauspiele für den Hof von König Ludwig XIV. Heute würde man ihn als eine Art „Eventmanager“ bezeichnen.
„Tartuffe“ zählte schon damals zu den gefährlichen Dokumenten der Zeit. Lange Zeit war das Stück auch auf Betreiben der Kirche verboten.
Das Stück spielt im Hause des wohlhabenden Orgon. Orgon, das Familienoberhaupt, möchte Gutes tun, scheitert aber jedoch während des Stücks mit diesem Wunsch und wird enttäuscht.
Das Stück beginnt ungewöhnlich mit einer wilden Festivität. Die ganze Familie feiert, nur der Hausherr Orgon fehlt.
Es wird deutlich, dass sich der frömmelnde Betrüger Tartuffe in Orgons Familie eingenistet hat. Er spielt jedoch kein ehrliches Spiel. Der Hausherr verfällt Tartuffe. Er verspricht ihm sogar die Hand seiner Tochter, Mariane, die jedoch schon glücklich verlobt ist, und will ihm auch seinen gesamten Besitz übergeben.
Tartuffe hingegen versucht Orgons Frau zu verführen. Erst als der Hausherr selbst Zeuge von diesen schändlichen Machenschaften Tartuffs wird, will er den falschen Freund aus dem Haus jagen. Aber Tartuffe ist entschlossen, sich aus seiner Machtlosigkeit zu befreien….
Kein Wunder, dass „Tartuffe“ schon in der Zeit König Ludwigs XIV. das Publikum völlig entsetzte. Schon damals verbargen sich hinter den komödiantischen Masken der Protagonisten Orgon und Tartuffe gänzlich unkomische, makabre, fast widerwärtige Charaktere.
Molière entlarvt in seinem Stück allgemein menschliche Schwächen und gibt sie der Lächerlichkeit preis. In der Komödie „Tartuffe“ sind es Heuchelei und Leichtgläubigkeit. Es geht auch um die Möglichkeiten und Mechanismen der Manipulation von Menschen. Der Dichter empfiehlt dem Zuschauer sehr genau hinzusehen, wem man sein Vertrauen schenkt.
Molière hat mit „Tartuffe“ eine sehr, sehr schwarze Komödie verfasst, die äußerst eindrucksvoll im Residenztheater durch exzellente Schauspieler umgesetzt worden ist. Gebannt verfolgten die Schüler die Ränkespiele der einzelnen Personen. Ein äußerst gelungener Abend…
Von Christoph Schneider, OStR