Hurra: Theaterfahrt 2017 mit 91 Schülern!

„Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang./Ich dächt, Ihr ließet Euch belehren.“ – Man möchte mit diesen Mephisto-Worten antworten, würde man gefragt, wie einem der Regensburger Faust in dieser Regie-Gestalt gefallen habe. Schon in der Pause beginnen die jungen Zuseher die Lehrer mit der Frage zu bestürmen, wie’s denn gefällt. Die Schüler sind teilweise verwirrt, wer wer ist. Rezensent ist angetan: von Bühnenbild, von Video-Installation, von Live-DJ, von – nicht zuletzt – den Mimen selbst, also sicher auch von der Regie: ein Szenenreigen, der gekonnt weglässt, überspringt und miteinander verwebt, was Goethes Originaltext noch keinen ganz großen Tort antut. – Obwohl man sich als Deutschlehrer schon beim Eingangsmonolog des Faust wundert, wie man den Faust‘schen Weltschmerz derart monoton herunterleiern kann. – Im Gedichtvortrag gäb’s da bestenfalls 'ne Zwei dafür. Für den Regisseur, der’s so haben will, aber bestenfalls 'ne Vier. – Das „Szenenkarussell“ dreht sich also recht flott im ersten Teil. – Dennoch ist man bis zur Pause noch nicht einmal bei der Walpurgisnacht! Das heißt: Nach der Pause (Es bleiben noch ca. 45 Minuten!): schnell diese Hexensabbatnacht nachgeholt, natürlich auch diese stark ausgedünnt, dann flugs der Kerker (natürlich auch ohne Stimme von oben „ist gerettet!“ Wer muss denn heute noch „von oben“ gerettet werden?), dann aber folgen nur noch fünf Akte „Faust Zwei“. Denkste! – In „anmutiger Gegend“ ein verwirrter Faust. O. K. Aber dann: der Kaiserhof? Weg! Helena und Paris aus dem „Reich der Mütter“? Weg! „II. Akt: Homunculus und klassische Walpurgisnacht“? Weg! „III. Akt: Helena“? Ein paar Verse – ja, die „Vermählung von Abendland und Antike“ – im Reim. Sie ist da! – „Euphorion“? Gestorben! – Vierter Akt? Weg! – Fünfter Akt? Landgewinnung, Grablegung, Erlösung? – Von allem nur rudimentäre Reste.

Warum, so fragt man sich, dieses verkümmerte „Anhängsel“ Faust II? Regisseur! Wem nützt’s? Beim nächsten Mal bitte wieder den Faust I, aber ganz, und später mal den Faust II, aber bittschön ganz. Weil wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.

Die Deutsch-Fachschaft freut sich dennoch über eine Theaterfahrt, die reichlich Gesprächsstoff bietet.

Matthias Edbauer

Aufregende Vorfreude im Zuschauerrund

„Faust ist deprimiert und lebensmüde. Er hat alles studiert, das gesamte verfügbare Wissen seiner Zeit in sich angehäuft, bis zum Wahnsinn reflektiert, ohne jedoch dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen. Was ihm fehlt, das weiß Mephisto: der Kontakt zur Welt, Erfahrung. Er entfacht in Faust den Lebenshunger und die Abenteuerlust, er führt ihn in Versuchung, in die Ablenkung, in den Genuss. Er verwandelt Faust zurück in einen jungen Mann und nimmt ihn mit auf eine Reise in das Leben. Eine kurze Begegnung auf der Straße mit der jungen Margarethe trifft Faust im innersten. Doch er überlässt es Mephisto, das Verhältnis einzufädeln und dieser organisiert ihm zwar eine Gelegenheit, das Mädchen zu verführen, aber keine Liebesgeschichte. Das herbeigesehnte Erlebnis endet in der Tragödie. Die Inszenierung von Bernd Liepold-Mosser endet nicht mit dem Tod Gretchens, sondern ragt in Faust II hinein und erzählt den Pakt zwischen Faust und Mephisto zu Ende.“ (Quelle: http://www.theater-regensburg.de/spielplan/details/faust/)

„Er (Regisseur Liepold-Mosser) jagt im Galopp durch beider Teile Textmassen und erzählt eine düstere Geschichte über Verzweiflung und Selbstfindung, baut eine Zerwirk-Szenerie, in der erstaunlich radikal und lebendig die ganze Wucht des Klassikers erfahrbar wird. Starke Bilder sorgen dafür, dass der ‚Faust‘ beeindruckend lebendig wird, eigentlich sogar deutlich mehr beeindruckt als berührt.“ Donaupost, 29.9.2015

Regie: Bernd Liepold-Mosser

Bühne und Kostüme: Monika Frenz

Video: Philip Kandler

Live-Musik: Markus Steinkellner

Besetzung (Hauptrollen):

Faust: Gerhard Hermann

Mephisto: Patrick O. Beck

Margarete/Helena: Andine Pfrepper