Die Schüler der Staatlichen Wirtschaftsschule wandeln auf Shakespeares Spuren und besuchen die Vorstellung „Antonius und Cleopatra“ im Residenztheater in München

„Die Zeit ist aus den Fugen“, ein Zitat Shakespeares, das die Welt um 40 v. Chr. nicht treffender hätte beschreiben können. Das Römische Reich ist aufgeteilt, Feldherren mit ihren Heeren besitzen die Macht, schließen Verträge untereinander und führen gegeneinander Kriege, um den jeweiligen Einflussbereich zu sichern und zu vergrößern. Shakespeare hält sich bei seinem Stück eng an die historischen Vorgaben, deshalb ist der Inhalt von Antonius und Cleopatra auch ziemlich komplex.

Antike Wurzeln

Das Stück umfasst in etwa eine historische Zeitspanne von zehn Jahren, die Zeit des zweiten Triumvirats, und in diesen geschieht wahrlich viel in der antiken Geschichte. Es kommen zahlreiche Kriege, Seeschlachten Morde und Intrigen vor. Das Stück spielt abwechselnd an verschiedenen Orten, in Rom, Ägypten, Griechenland und in Nordafrika.
Der römische Feldherr Antonius liebt Cleopatra, die berühmte ägyptische Königin, die mit ihrer erotischen Ausstrahlung schon Julius Caesar den Kopf verdreht hat. Auch der 4o Jahre alte Antonius verfällt der Schönheit von Cleopatra, er vernachlässigt die römische Politik, verliert zwei Schlachten gegen Octavian und begeht dann schließlich Selbstmord. Cleopatra selbst lässt sich von einer Giftschlange beißen und stirbt ebenfalls. Aufgrund dieser inhaltlichen Komplexizität wurde das Stück zwar häufiger verfilmt, jedoch nur selten inszeniert.

Schüler und Lehrer nehmen die Herausforderung an

Diese Herausforderung nahmen die Schüler der Staatlichen Wirtschaftsschule an. Am Nachmittag des 14. März wappneten sich also die 49 Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren beiden Lehrkräften Frau Griesbeck und Herrn Schneider, das Stück inhaltlich zu erobern. Schon im Vorfeld hatte man sich im Unterricht intensiv mit den historischen Grundlagen auseinandergesetzt. Alle waren gut vorbereitet. Also auf nach München!

Ein starkes Stück

Stilecht gekleidet und bestens eingestimmt, verbrachten die Schüler zunächst noch Zeit in der Fußgängerzone. Man musste sich ja für die etwa dreistündige Vorstellung noch etwas stärken. Der Regisseur Thomas Dannemann hat am Münchner Residenztheater Shakespeares Liebestragödie ins „Heute“ verlegt. Moderne Kleider, moderne Uniformen, Videotechnik, Musik und verschiedene Spezialeffekte beeindruckten die Schüler.
In den Hauptrollen überzeugten der 72 jährige Manfred Zapatka als Antonius und Hanna Scheibe als Cleopatra. Die ständig wechselnden Schauplätze wurden im Bühnenbild geschickt durch vier gleiche Schlafzimmer symbolisiert, die auf der Drehbühne ständig rotierten und sich veränderten. Die Welt des Antonius gerät während des Stückes ja immer mehr aus den Fugen, seine Frau in Rom stirbt, er verliert wichtige Schlachten, seine Macht zerfällt zusehends. Der Regisseur verdeutlichte diese Auflösung eindrucksvoll durch diese Drehbewegungen und einer zunehmenden Verwüstung des Bühnenbildes. Da wurden mit Hämmern Wände eingeschlagen und die Ausstattung der Zimmer zertrümmert…. Diese eindrucksvoll durch Lichteffekte und Heavy Metal Musik unterstützte Zerstörung visualisierte den Schülerinnen und Schülern, dass sich bis heute an den negativen Auswirkungen von Kriegen und Intrigen seit der Zeit des Antonius kaum etwas geändert hat. Auch die Sprache trug dazu bei, dass das Stück die Schüler einfach mitriss. Nichts war alt, nichts verstaubt. Dem Regisseur gelang eine gelungene Mischung aus historischem Drama und modernem Actionfilm. Sprachlich kombinierte er klassische Übertragungen mit einer modernen Übersetzung. Die Schüler waren von dieser neuen, kräftigen Sprache gebannt und wurden einfach mitgerissen.
Der Schluss des Dramas verursachte Gänsehaut. Antonius und Cleopatra waren auf dem Totenbett. Der siegreiche Oktavian ehrt das tote Paar und gewährt, dass die ehemaligen Gegnern mit militärischen Ehren bestattet werden. Nur ungern verließ man das Theater. Alle Teilnehmer des Theaterabends waren sich einig, ein starkes Stück mit einer starken Inszenierung. Unbedingt ansehenswert!

Griesbeck / Schneider