Beim diesjährigen Bundesweiten Vorlesetag lud Fritz Gößwein die Klasse 9 B der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf zu einer Unternehmer-Zeitreise ein

Fritz Gösswein fesselt die Zuhörer mit einem Auszug aus der Flick-Biographie „Friedrich Flick der Große“ von Günter Ogger.Lust zum Lesen bei Deutschlands größtem Vorlesefest fand Fritz Gößwein, der als Mitglied des Stadt- und Kreistages Entscheidungskraft für seine Heimatstadt Osterhofen hat und ein erfolgreiches Flüssiggas-Familienunternehmen führt. Daher war es nicht verwunderlich, dass die Wahl seiner Lektüre auf die Flick-Biographie „Friedrich Flick der Große“ von Günter Ogger fiel.

Nachdem der erfolgreiche Kommunalpolitiker und Unternehmensgründer einen kurzen Einblick in seine eigene Biografie gegeben hatte, legte er Sakko und Krawatte ab und nahm die Schüler und Schülerinnen der Klasse 9 B der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf mit auf eine Unternehmer-Zeitreise.

Gößwein las eine Textstelle vor, die zum Ausdruck brachte, wie in dem 1883 geborenen Friedrich Flick der unbändige Wunsch reifte, ein erfolgreicher deutscher Unternehmer zu werden. Sein Aufstieg begann 1915 als Vorstandsmitglied bei der Charlottenhütte in Niederschelden. Im Ersten Weltkrieg mit seinem Rüstungsboom führte er den Betrieb zu großen wirtschaftlichen Erfolgen. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges hielt sein Flick-Konzern umfangreiche Unternehmensbeteiligungen, besonders im Rüstungsbereich. Die aufmerksamen Zuhörer erfuhren, dass Flick seinen Reichtum nicht zur Schau stellte, wie man es von einem Superreichen eben erwarten würde, sondern dieser geizte, wo immer es ging. Im Zug fuhr er in der „Holz-Klasse“, was heute einer 4. Klasse entspräche. Einen firmeneigenen Jet lehnte er kategorisch ab und zur Arbeit erschien er mit einem „Henkelmann Behälter“, ein Utensil, das den Jugendlichen fremd ist, obwohl es diesen Lunchpot immer noch gibt.

Eine weitere Textstelle handelte vom Dialog zwischen Friedrich Flick und dem zuständigen Richter im Flick-Prozess 1947, in dem er als Kriegsverbrecher u.a. wegen Sklavenarbeit zu sieben Jahren Haft verurteilt, aber schon im Frühjahr 1950 wieder entlassen wurde.

Zu guter Letzt erlebten die Zuhörer mit, wie der Wiederaufstieg des Unternehmers Flick in der Nachkriegszeit begann und er erneut zu einem der reichsten Männer der Bundesrepublik Deutschland und zum größten Aktionär bei Daimler-Benz wurde.

„Wir hörten einerseits eine beeindruckende, aber andererseits auch verurteilenswerte Lebensgeschichte“, meinten die Jugendlichen im Anschluss. „Und was ist eigentlich aus Flicks Unternehmen geworden?“, wollte die Klasse 9 B noch wissen. Als der Multimilliardär 1972 in Konstanz starb, hätte es nur schlappe dreizehn Jahre gedauert, bis sein Imperium ein Ende gefunden habe, klärte Fritz Gößwein auf. Der Name Flick sei heute nur noch Industriegeschichte. Sein Sohn und Nachfolger, Friedrich Karl Flick, habe 1985 für fünf Milliarden Mark das Firmenreich an die Deutsche Bank veräußert und hätte dennoch immer Angst gehabt, als armer Mann zu sterben.

Mit dem Bundesweiten Vorlesetag setzen die Stiftung Lesen und die ZEIT ein wichtiges Zeichen für Leseförderung. Dabei darf aber auch nicht der Spaß am Vorlesen vergessen werden. Gemeinsam in eine Geschichte einzutauchen, machte den 18.11.2022 für die Klasse 9 B der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf zu einem unvergessenen Erlebnis. Abschließend luden die Jugendlichen Fritz Gößwein zu Tee mit selbstgebackenen russischen und polnischen Leckereien ein.

Ein herzlicher Dank gebührt Fritz Gößwein, der sich auf Anfrage von OStRin Michaela Rogler-Frankenhuizen sofort bereit erklärte, diesen Bundesweiten Vorlesetag als Vorleser mitzugestalten, sowie allen Schülern und Schülerinnen der Klasse 9 B, die zum Gelingen beigetragen haben.


Von Michaela Rogler-Frankenhuizen, OStRin