Paraskavedekatriaphobie – viele von uns werden diesen Begriff nicht zu ihrem Grundwortschatz zählen, wenngleich der damit verbundene Inhalt viele von uns beschäftigt – bedeutet doch dem Volks(aber)glauben nach dieser Begriff, dass an einem Freitag, dem 13. besonders häufig Unglücke passieren oder schlechte Nachrichten verkündet werden.
Und tatsächlich war es ein Freitag, der 13. März 2020, an dem bundesweit die Schulen wegen der CORONA-Pandemie geschlossen wurden. Und ab diesem Freitag, dem 13. war die Staatliche Wirtschaftsschule Deggendorf gefordert, Homeschooling zu entwickeln, um fortan nicht mehr im direkten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer zu arbeiten, sondern Lehr-Lern-Prozesse unter Nutzung moderner Informationstechnologien im Distance-Learning anzustoßen und zu moderieren. Innerhalb sehr kurzer Zeit standen für die Zeit der Schulschließung Arbeitsblätter, Tafelbilder, Skripten, Exzerpte, Videosequenzen und andere Unterrichtsmaterialien online zur Verfügung. In einem weiteren Schritt wurden Videokonferenzen mit den Schülerinnen und Schülern geführt oder im Klassenchat diskutiert, um so zum einen den Kontakt zu den Schülerinnen und Schüler aufrechtzuerhalten und zum anderen den Schülerinnen und Schülern auch Feedback zu ihren online erbrachten Leistungen zu geben. Zugute kam dabei der Wirtschaftsschule, dass sie in Sachen EDV schon immer einen hohen Ausstattungsstand und vor allem die Kompetenzen im Kollegium hatte. Nicht umsonst wurde die Staatliche Wirtschaftsschule Deggendorf als MINT-freundliche Schule wiederholt rezertifiziert, seit diesem Schuljahr darf sie sich auch „Digitale Schule“ nennen. Und jetzt? Die ersten Schritte auf dem Weg zurück in eine Art Normalität sind getan. Allerdings war das ebenso wie die Etablierung von „Lernen zuhause“ mit großen Anstrengungen verbunden: Ein Hygieneplan und -konzept mussten entwickelt, Schülerströme gelenkt, der Schichtbetrieb im Präsenzunterricht organisiert, „verlorene“ Unterrichtszeit kompensiert, der Umgang mit Risikogruppen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler sowie auf Seiten der Lehrkräfte organisiert oder das Maskengebot durchgesetzt werden. Alles vor dem Hintergrund durch Wahrung von Abstandsregeln das Infektionsrisiko mit dem CORONA-Virus zu minimieren. Augenscheinlich ist das der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf bislang gut gelungen. Kein Schüler, kein Lehrer wurde bislang positiv auf CORONA getestet und auch der Schulbetrieb läuft bereits wieder in sehr geordneten Bahnen. So waren zwischenzeitlich wieder alle Schülerinnen und Schüler tatsächlich in der Schule - wenn auch nicht alle auf einmal. Damit sich nicht zu viele Schülerinnen und Schüler gleichzeitig im Schulgebäude aufhalten und die Abstandsregeln gewahrt werden können, werden die einzelnen Klassen nach einem Wochenrhythmus beschult.
Und auch die Vorbereitung auf die anstehenden Abschlussprüfungen zur Erlangung der mittleren Reife für die 116 Abschlussschülerinnen und -schüler leidet kaum. Möglich ist das alles, weil sich nicht nur die 440 Schülerinnen und Schüler, sondern auch die übrigen Schülerinnen und Schüler des Schulzentrums in hohem Maße verantwortungsvoll zeigen und insbesondere die Abstandsregeln sowie das Maskengebot außerhalb der Klassenzimmer befolgen. Trotz allem: Schule ist derzeit immer noch anders als vor CORONA. Es gibt keine gemeinsame Pause, das Pausenbrot wird per Sammelbestellung an den Kantinenbetreiber übermittelt und anschließend von einem Schüler der Klasse abgeholt, die Abstände zwischen den einzelnen Schülern in den Klassen sind exakt vermessen, Gruppen- oder Partnerarbeit finden im Unterricht nicht statt, das Schulgelände muss nach Unterrichtsschluss sofort verlassen werden, es gibt keine über den eigentlichen Unterricht hinausgehenden Veranstaltungen und vieles mehr, was aktuell anders ist. Deshalb hat die jetzige Situation dennoch einen bitteren Beigeschmack: „Die familiäre Atmosphäre an unserer Schule kommt durch die Abstandregelungen und durch die doch manchmal zu verspürende Verunsicherung etwas abhanden“, so der Schulleiter OStD Johann Riedl.
Auf alle Fälle können die Schülerinnen und Schüler beruhigt sein: Die Wirtschaftsschülerinnen und -schüler werden durch die coronabedingten Friktionen im Schulbetrieb keinen Nachteil haben. So werden zwar keine Leistungsnachweise mehr erhoben, aber die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich freiwilligen Leistungstests zur Notenverbesserung in den einzelnen Fächern zu unterziehen. Vor diesem Hintergrund wird auch das Vorrücken in die nächste Jahrgangsstufe wohlwollend beurteilt werden, wenngleich in manchen Fällen ein freiwilliges Wiederholen der Jahrgangsstufe durchaus Sinn machen kann, so der Schulleiter. Aber das müsse jeweils im Einzelfall geprüft werden.
Aber CORONA hat an der Staatlichen Wirtschaftsschule auch etwas Positives bewirkt. Nicht nur, dass die CORONA-Pandemie enorme Impulse in Sachen Digitalisierung ausgelöst hat, man hat auch das Gefühl, dass man in der Schulgemeinschaft der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf wieder näher zusammengerückt, dass das Verständnis für den anderen gestiegen ist und dass den Schülerinnen und Schülern bewusst wurde, dass unser Leben nicht immer bei Sonnenschein stattfindet.
Bild: Nach der sukzessiven Öffnung bestimmen auch an der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf Abstand und Masken sowie Klassenteilung das Unterrichtsgeschehen wie in der Abschlussklasse 10 A mit Schulleiter OStD Johann Riedl und stellv. Schulleiter Christian Alt.