An den Ort des Sterbens….

Die 10. Klassen der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf besuchten im Rahmen des Geschichtsunterrichtes das Konzentrationslager Mauthausen in der Nähe von Linz.  

Am 8. August 1938, fünf Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, trafen die ersten Häftlinge verängstigt und mit ungewisser Zukunft im KZ Mauthausen ein. In diesem Konzentrationslager und seinen heute bekannten 49 Nebenlagern, wurden bis 1945 etwa 200.000 Personen deportiert. Unter ihnen befanden sich über 40 Nationalitäten. Die Mehrzahl der Deportierten stammte aus Polen, gefolgt von Sowjetbürgern und Ungarn. Darüber hinaus waren im Konzentrationslager Mauthausen auch große Gruppen von Deutschen und Österreichern, Franzosen, Italienern, Jugoslawen und Spaniern inhaftiert. Etwa 2.5% der Lagerinsassen waren Frauen. Schätzungen gehen von etwa 100.000 Menschen aus, die in diesem Konzentrationslager, sei es durch Exekution oder durch planmäßige Minderversorgung an Lebensmitteln bei gleichzeitiger Schwerstarbeit, von der SS ermordet wurden.
Das Konzentrationslager Mauthausen wandelte sich in den nächsten Jahren zu einem der gefürchtesten Lager im gesamten KZ System des Dritten Reiches. Die Häftlinge in Mauthausen waren stets potentielle Todeskandidaten. Ihre Arbeitskraft wurde von der SS bis zur Erschöpfung ausgenutzt. Gnade oder Rücksicht gab es in diesem Lager nicht. Zu dieser menschenvernichtenden Situation kamen noch katastrophale hygienische Bedingungen. Dies führte zu einer durchschnittlichen Lebenserwartung der Häftlinge von nur etwa sechs Monaten.
Häftlinge, die nicht den schrecklichen Bedingungen des Lagers oder den Exekutionen zum Opfer fielen, ermordeten SS Ärzte im Rahmen von medizinischen Versuchen mit Injektionen (Phenol, Benzin, Luft).
Im Herbst 1941 wurde mit dem Bau einer Gaskammer begonnen, die für die Ermordung kranker und arbeitsunfähiger Häftlinge benutzt wurde. Zusätzlich wurde ab dem Frühjahr 1942 ein Gaswagen für die Vernichtung eingesetzt. Im hermetisch abgeschlossenen Aufbau des Lastwagens wurden die Häftlinge während der Fahrt mit eingeleitetem Kohlenmonoxid erstickt.
Erst am 5. Mai 1945 konnte das Konzentrationslager durch vorrückende amerikanische Truppen befreit werden. Noch bevor sich die SS Bewachungseinheiten aus dem Lager entfernten, wurden die meisten Geheimnisträger (Krematoriumshäftlinge, Schreiber) als Mitwisser der Massenmorde exekutiert. Die SS vernichtete dann auch alle Akten und montierte die Gaskammer ab.
Nach dem Raubbau des Lagers durch die Bevölkerung, wurde ab Herbst 1948 mit einer Ausgestaltung der Gedenkstätte durch das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) begonnen.
Die Schüler der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf waren von dem eindrucksvollen und noch recht gut erhaltenden Lagerkomplex und seinem menschenvernichtenden Zweck tief erschüttert. Nach der Besichtigung des Steinbruches folgte für die Schüler ein kurzer aber anstrengender Marsch über die „Todesstiege“. Selbst außer Atem konnten die Schüler es kaum glauben, dass die Häftlinge trotz Jahreszeiten und Wind und Wetter, jeden Tag acht bis zehn Stunden, völlig unterernährt und krank, über diese Treppe, den Granit hochschleppen mussten, damit er in das Deutsche Reich für die „Führerbauten“ transportiert werden konnte.
Im Rahmen eines Rundgangs durch österreichische „Vermittler“ konnten die Schüler den schrecklichen Alltag der Häftlinge und das „System der Konzentrationslager“ am originalen historischen Ort hautnah erleben.
Schüler und Lehrer waren sich nach der Besichtigung des Lagerkomplexes einig. Es hatte sich wieder einmal gezeigt, dass die Erinnerung an die unvorstellbar grausamen Taten der Nationalsozialisten nirgendwo beklemmender erlebt werden kann als in einem Konzentrationslager selbst. Der historische Ort prägt die Erinnerung und auch die Gedanken. Geschichte ist nämlich nicht nur abgestorbene Vergangenheit, sondern überall spürbar und eine stets in unsere Gegenwart hineinreichende Herausforderung!

Bild: Schülerinnen und Schüler der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf auf dem kurzen, aber anstrengenden Marsch über die „Todesstiege“ in der KZ-Gedenkstätte