DachauWie lebten die KZ-Häftlinge im KZ Dachau? Mit welchen medizinischen Versuchen wurden die Häftlinge gequält? Woher kamen die Häftlinge überhaupt? Wie starben sie? Was passierte mit den Leichen? Gab es in diesem Lager der Gewalt überhaupt ein Überleben?

Mit diesen Fragen beschäftigten sich die Schüler der 10. Jahrgangsstufe der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf am „Ort des Sterbens“, im KZ Dachau. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten die Schüler der 10. Klasse mit ihren Lehrkräften Frau Schröder und Herrn Schneider die Gedenkstätte, um sich über die Vernichtung der Juden im Dritten Reich zu informieren.

Dachau - ein Arbeitslager

Heinrich Himmler ordnete am 22. März 1933 die Einrichtung des ersten Konzentrationslagers im Deutschen Reich auf dem Gelände einer ehemaligen Pulverfabrik an. In den nächsten Jahren baute die SS das Lager zu einem sogenannten „Musterlager“ aus. Die Anordnung der Gebäude, die Dienst- und Lagerordnung, Verwaltung und Kommandantur in Dachau wurde so zum „Vorbild“ für alle weiteren Konzentrationslager der Nazis.

Die Lagerinsassen bestanden in der Anfangszeit aus den politischen Gegnern des NS-Regimes, aus Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, später folgten „Kriminelle“, Zeugen Jehovas, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle und zahlreiche Juden.

Ziel des Konzentrationslagers war, die Häftlinge durch harte Arbeit zu vernichten. Unterernährung, Folter und unbeschreibliche hygienische Mängel verringerten die Lebenserwartung der Häftlinge weiterhin drastisch. Ein Entrinnen aus dem Lagersystem gab es nicht. Die Häftlinge erhielten weder ein ordentliches Gerichtsverfahren noch die Möglichkeit auf einen Anwalt. Sie konnten auch nicht auf Hilfe von außen hoffen. Die Häftlinge waren einfach den Launen der SS ausgeliefert.

Leben in Unmenschlichkeit

Im Rahmen der Besichtigung erfuhren die Schüler auch einiges über den schrecklichen Alltag der Gefangenen im Konzentrationslager. Jeden Morgen und bei jedem Wetter wurde auf dem Appellplatz stunden-, manchmal auch tagelang durchgezählt, anschließend ging es zur Zwangsarbeit in die Rüstungsfabriken.

Die Verpflegung war karg. Häufig gab es zum Essen nur etwas Kohlsuppe, manchmal auch dazu etwas Brot aus Sägemehl. Erschossen wurden alle diejenigen, die nicht gehorchten oder versuchten zu fliehen. In die Baracken, die eigentlich für 25 Personen gebaut waren, quetschten sich bis zu 400 Personen. Die Häftlinge lagen auf dem Boden. Die Zustände waren unbeschreiblich.

Äskulap ohne Gewissen

Im Winter 1942 begannen die SS Ärzte, aber auch die Sanitätsoffiziere der Luftwaffe mit medizinischen Experimenten an den Häftlingen. Die SS-Schergen erzeugten z. B. künstliche Entzündungen, um die Wirkung von verschiedenen Medikamenten zu erproben. Die Luftwaffe quälte die Hilflosen mit Unterdruckversuchen, mit Höhenexperimenten und mit systematischer Unterkühlung. So lange wurde „experimentiert“, bis der Herzschlag der Versuchspersonen aussetzte. Nichts war den Ärzten zu grausam, nichts zu pervers. Moralische oder ethische Grenzen gab längst keine mehr. Die Überlebenden dieser Versuche wurden sofort für weitere Versuche verwendet. 1942/43 ließ die SS eine Gaskammer im Krematorium von Dachau errichten. Aus unerklärlichen Gründen wurden aber in Dachau keine Häftlinge vergast.

Praktiziertes Unrecht

Das KZ Dachau wuchst ständig. Insgesamt richtete die SS über 150 Außenlager ein, in denen die Häftlinge vor Kriegsbeginn überwiegend in SS-eigenen Handwerksbetrieben, in Kiesgruben, im Straßenbau sowie bei der Kultivierung von Mooren Sklavenarbeit verrichten mussten. Ab 1942 wurden im Deutschen Reich jedoch die Arbeitskräfte knapp, deshalb vermietete die SS die Häftlinge zunehmend auch an die Industrie.

Ab 1944 verstärkten die alliierten Luftwaffen ihre Angriffe auf Deutschland. Große Teile der deutschen Rüstungsindustrie mussten deshalb unter die Erde verlegt werden. So entstanden große, unterirdische Fabrikanlagen. Die dazu nötigen Grabungs- und Betonarbeiten führten auch Häftlinge aus Dachau durch. Zehntausende staben bei diesen menschenunwürdigen Arbeiten. Auch hier gab es keine Gnade. Schwache und Kranke wurden durch die SS-Schergen erbarmungslos getötet.

Katastrophale Hygiene

Das KZ Dachau wurde zunehmend überbelegt. Die SS verlegte immer mehr Häftlinge aus den östlichen Konzentrationslagern nach Dachau. Die hygienischen Zustände im Lager wurden unbeschreiblich. Zahlreiche Epidemien brachen aus. Die Infektionskrankheiten waren durch die SS-Ärzte nicht mehr in den Griff zu bekommen. Typhus, Fleckfieber, Ruhr hatten bei den unterernährten und ausgezehrten Häftlingen leichtes Spiel. Tausende erlagen diesen Krankheiten. Die Krematorien waren nicht mehr in der Lage, alle Leichen zu verbrennen. Die SS errichtet neue.

Die Märsche des Todes

Ab April 1945 musste sich die Wehrmacht an allen Fronten zurückziehen. Die Alliierten kamen den Konzentrationslagern immer näher. Die SS leerte die Lager und zerstörte die belastenden Gebäude und Utensilien. Auch die Dachauer Häftlinge marschierten auf sogenannten Todesmärschen ohne Verpflegung und ohne Kleidung in Richtung Süden.

Am 29. April 1945 hatte der Spuk endlich ein Ende. Das Lager wurde von amerikanischen Truppen befreit, allerdings war damit der Tod noch lange nicht besiegt. Selbst Jahre später starben Häftlinge immer noch an den Folgen des Lagerlebens.

Bilanz des Schreckens

Zwischen 1933 und 1945 waren in Dachau über 200.000 Menschen inhaftiert. Mindestens 30.000 von der Lagerverwaltung registrierte Gefangene kamen in dieser Zeit ums Leben. Eine Gesamtzahl der in Dachau verstorbenen Häftlinge ist jedoch kaum mehr zu ermitteln.

Die Schüler waren von diesem „Ort des Sterbens“ erschüttert. Unvorstellbar war es für sie, den schrecklichen Alltag der Gefangenen, das an diesem Ort geschehene Leid und auch die Ausweglosigkeit der Häftlinge nachzuvollziehen. Dieser schauerliche historische Ort prägte den ganzen Tag die Gedanken und auch die Gespräche der Schüler. Allen wurde deutlich, wie wichtig die Worte auf der Statue von Fritz Koelle, die vor dem Krematorium in Dachau aufgestellt ist, sind: „Den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung“. Alle waren sich einig. So ein Verbrechen darf in Deutschland nie mehr geschehen!

Schneider