Stefan Gabriel, Chef der Lokalredaktion Deggendorf, erläutert den Schülerinnen und Schülern den weiten Einzugsbereich der Mediengruppe Bayern GmbH.Die Klassen 10 F und 10 E der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf erhielten im Rahmen des Medienprojekts der Passauer Neuen Presse (PNP) „Zeitung macht Schule“ die Gelegenheit, für einige Wochen die „Deggendorfer Zeitung“ gratis täglich zu lesen. Deutschlehrer OStR Matthias Edbauer hatte dazu den Chef der Lokalredaktion Deggendorf Stefan Gabriel als kompetenten Referenten eingeladen.

Eingangs zeigte Gabriel den weiten Einzugsbereich der Mediengruppe Bayern GmbH auf, der von der Region Ingolstadt in Nordbayern bis Passau im östlichen Niederbayern und im Süden bis ins Berchtesgadener Land reicht. Entscheidend für den Erfolg einer regionalen Zeitung vom Rang der PNP seien natürlich die Abonnenten, die die Zeitung entweder als Print- oder in der Online-Ausgabe erwerben, stellte der Regionalleiter nüchtern fest.

Besonderes Interesse zeigten die Schülerinnen und Schüler an der journalistischen Praxis. Gabriel, der selbst seit 30 Jahren als Journalist tätig ist, machte klar, dass ChatGPT im Journalismus keine Rolle spiele. Der Alltag eines Redakteurs bestehe aus Recherchieren, Informationen überprüfen und schließlich im Schreiben von Artikeln der bekannten journalistischen Textsorten. Natürlich würden auch zugelieferte Fotos, dpa-Berichte oder auch lokale Polizeiberichte verwendet werden. Besonders bei Fotos sei stets Vorsicht geboten und kritisch zu prüfen, ob sie authentisch seien und wer tatsächlich der Bildrechteinhaber ist. Hohe journalistische Standards lägen bei dpa-Artikeln vor, die allerdings auch in Relation zur Auflagenzahl des Abnehmers, in diesem Fall also der PNP, bezahlt werden müssten. Textkürzungen seien der Normalfall, entscheidend sei auch hier, dass keine Sinnentstellungen daraus resultieren. Auf die Frage, was denn eigentlich in Wort und Bild „erlaubt“ bzw. „zumutbar“ sei, antwortete der Deggendorfer Regionalleiter, dass z. B. bei Berichten oder Kommentaren juristische Konsequenzen zu bedenken seien. Verboten ist es laut Gesetz, Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Hier können Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderungen die Folge sein. Andererseits haben die Medien ein generelles Informationsbedürfnis und genießen in demokratischen Staaten die Pressefreiheit. Manches sei für die Leser unzumutbar, wie z. B. Fotos mit Verkehrsunfallopfern. Eine Frage bezog sich auf die Aktualität von Zeitungsmeldungen. Gabriel führte aus, dass diejenigen Redaktionen, welche den beiden PNP-Großdruckereien am nächsten liegen, den Redaktionsschluss im Lokalteil bis ca. 23 Uhr hinauszögern könnten, entfernter gelegene Redaktionsstandorte müssten sich streng an den Schluss um 19 Uhr halten. Er erinnerte sich dabei an das Jahr 2005, als Papst Johannes Paul II. im Sterben lag und sein Gesundheitszustand sich zugespitzt hatte. Zwei Artikel wurden am Freitag für die Wochenendausgabe vorbereitet, bis drei Uhr morgens habe man in Passau abgewartet, um so aktuell wie möglich zu sein. Doch der Pontifex schlug den übernächtigten Journalisten ein Schnippchen und nahm erst am Samstagabend Abschied von dieser irdischen Welt.

Der Deutschunterricht bietet mithilfe dieses Medienprojekts in Bezug auf die Lehrplan-Intention „Medien/Mit Texten umgehen“ ein hervorragendes Übungsfeld für pragmatische Textsorten an, für die die Schülerinnen und Schüler ein sicheres Gespür entwickeln sollen. Kaum geringer einzustufen ist der Wert dieses Projekts für Jugendliche, um sowohl ihre persönlichen wie auch ihre sozialen Kompetenzen auszubauen.

Von OStR Matthias Edbauer