Deggendorf. Lena Weber und Helena Vogl machen sich richtig gut im sozialen Kleiderladen Chic & Günstig im Arcohaus. Angeleitet von der Ehrenamtlichen Carola Wagner, sortieren sie gebrauchte Kleidung nach Größen, richten T-Shirts, Hemden und Hosen in Regale, dekorieren Schaufensterpuppen. Und wenn ein Kunde oder eine Kundin mal nicht sofort das passende Stück findet, sind die Mädchen freundlich und hilfsbereit zur Stelle. Sie machen das richtig toll, erklärt die begeisterte Carola Wagner.
Die Zehntklässlerin Lena und die Elftklässlerin Helena aus der Staatlichen Wirtschaftsschule sind zwei von 26 Schülern, die im Unterrichtsfach Projektarbeit heuer erstmals ganz neue Wege gehen. Das Fach ist von der neunten bis zur elften Klasse Pflicht an der Wirtschaftsschule, erklärt Lehrerin Lucia Wagner. Normalerweise wird die Zeit dafür verwendet, um beim Börsenspiel mitzumachen, Unternehmensgründungen zu simulieren oder den Computer-Führerschein zu machen – wirtschaftsorientierte Dinge eben. Lucia Wagner war das noch nicht genug und der Gedanke an soziale Projekte nahm in ihr Gestalt an. Praktisch gleichzeitig hatte ihre Kollegin Ulrike Eberl exakt die gleiche Idee. Zu zweit begannen die beiden Lehrerinnen, diese Überlegungen in die Tat umzusetzen. Bei Monika Huber vom Projekt Bürgerarbeit, die Ulrike Eberl von einer früheren Zufallsbegegnung her kannte, rannten die beiden offene Türen ein.
Während die einen Schüler lieber bei den Projekten mit Wirtschaftsthemen blieben, entschieden sich 26 für die soziale Idee. Monika Huber kam in die Schule und stellte ihnen dort ihre Arbeit vor. Die Projektteilnehmer muss-ten anschließend eigene Präsentationen dazu erarbeiten und sich für ihr Wunsch-Ehrenamt mit einer richtigen Bewerbung stark machen.
Dann ging es hinaus: In ihrer Freizeit an den Nachmittagen leisten die Jugendlichen vier bis acht Einsätze im Kleiderladen, bei der Deggendorfer Tafel, als Besuchsdienst im Altenheim, als Vorlesepate im Kindergarten oder als Lesepate im Kinderhort. Oder sie helfen Senioren, die bei der AWO den Computer-Führerschein ma-chen – das ist vor allem etwas für die Jungs in der Gruppe. Am Ende werden sie insgesamt 36 Schulstunden in das Projekt investiert haben. Lena und Helena können sich durchaus vorstellen, auch danach noch ehrenamtlich tätig zu werden. Helena: "Das möchte ich auf alle Fälle machen, das ist gut und stärkt das Selbstbewusstsein." Speziell für den Kleiderladen hatte sich die Elftklässlerin entschieden, weil sie als junges Mädchen naturgemäß Interesse an Mode hat. In der pensionierten Verkäuferin Carola Wagner hat sie eine gute Lehrerin gefunden.
Monika Huber hat ihrerseits von Carola Wagner und anderen langjährigen Ehrenamtlichen sehr gute Rückmel-dungen bekommen – mit den engagierten Wirtschaftsschülern arbeiten sie alle gut und gerne zusammen. "Und das ist für die Jugendlichen eine große neue Erfahrung", weiß sie. Ulrike Eberl stellt fest: "Auch wenn das keine berufliche Arbeit ist, es ist ja doch ein Umfeld wie im Berufsleben", das können die Schüler quasi auf spieleri-sche Weise kennenlernen. Lucia Wagner freut sich, dass sie die Jugendlichen bei dem Projekt auch privat ken-nenlernen und ihre Stärken erleben kann – "wir kennen sie ja sonst nur aus dem Unterricht".
Das gefällt auch den Eltern, die sich schon genauso erfreut über das besondere Projekt geäußert haben. "Erst einmal wusste ja keiner, wie das laufen wird", erzählt Ulrike Eberl. "Und es steckt sehr viel Organisationsauf-wand dahinter, das haben wir etwas unterschätzt." Aber jetzt laufe es sehr gut und die anfängliche Anspannung habe sich aufgelöst. Vielleicht, überlegen die beiden Lehrerinnen, gibt es ein solches soziales Projekt auch im kommenden Schuljahr wieder.
Schülerinnen der WS arbeiten für einen guten Zweck
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