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Nicht nur Wissen wurde denn den Wirtschaftsschülern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen vermittelt, sondern auch Betroffenheit erweckt.

An den Orten des Schreckens und des Sterbens….

Die zweistufigen zehnten Klassen der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf besuchten im Rahmen der politischen Bildung das Konzentrationslager Mauthausen in der Nähe von Linz.

In Mauthausen entsteht ein Konzentrationslager
Am 8. August 1938, fünf Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, trafen die ersten Häftlinge verängstigt und mit ungewisser Zukunft auf dem Bahnhof in Mauthausen ein. Sie hungerten und wurden mit Stockschlägen durch das Dorf getrieben. Das Lager sollte von ihnen auf einem Hügel in der Nähe des Ortes errichtet werden. Bisher gab es nichts, keine Baracken, kein Wasser, keine Versorgung. Alles musste von den Häftlingen errichtet werden. Die Nachbarschaft der Stadt Linz war von den Nationalsozialisten gewünscht. Linz sollte nach den Plänen von Hitler die „Kunststadt des Führers“ werden. Umfangreiche Bauarbeiten und städtebauliche Veränderungen waren deshalb für die Stadt vorgesehen und in Mauthausen gab es etwas, was die SS besonders interessierte: Granit. Man brauchte ihn nur abzubauen und dazu benötigte man billige Arbeitskräfte, die KZ-Häftlinge.

Kaum ein Überleben für die Häftlinge möglich
In Mauthausen und seinen heute bekannten 49 Nebenlagern, wurden bis 1945 etwa 200.000 Personen deportiert. Unter ihnen befanden sich über 40 Nationalitäten. Die Mehrzahl der Deportierten stammte aus Polen, gefolgt von Sowjetbürgern und Ungarn. Darüber hinaus waren im Konzentrationslager Mauthausen auch große Gruppen von Deutschen und Österreichern, Franzosen, Italienern, Jugoslawen und Spaniern inhaftiert. Etwa 2,5% der Lagerinsassen waren Frauen. Schätzungen gehen von etwa 100.000 Menschen aus, die in diesem Konzentrationslager, sei es durch Exekution oder durch planmäßige Minderversorgung an Lebensmitteln bei gleichzeitiger Schwerstarbeit, von der SS ermordet wurden.

Das KZ Mauthausen entwickelt sich zu einem Todeslager
Das Konzentrationslager Mauthausen wandelte sich in den nächsten Jahren zu einem der gefürchtetsten Lager im gesamten KZ System des Dritten Reiches. Die Häftlinge in Mauthausen waren stets potentielle Todeskandidaten. Ihre Arbeitskraft wurde von der SS bis zur Erschöpfung ausgenutzt. Gnade oder Rücksicht gab es in diesem Lager nicht. Zu dieser menschenvernichtenden Situation kamen noch katastrophale hygienische Bedingungen hinzu. Dies führte zu einer durchschnittlichen Lebenserwartung der Häftlinge von nur etwa sechs Monaten. Häftlinge, die nicht den schrecklichen Bedingungen des Lagers oder den Exekutionen zum Opfer fielen, ermordeten SS Ärzte im Rahmen von medizinischen Versuchen mit Injektionen (Phenol, Benzin, Luft).

Eine Gaskammer wurde eingebaut
Im Herbst 1941 wurde mit dem Bau einer Gaskammer begonnen, die für die Ermordung kranker und arbeitsunfähiger Häftlinge benutzt wurde. Zusätzlich wurde ab dem Frühjahr 1942 ein Gaswagen für die Vernichtung eingesetzt. Im hermetisch abgeschlossenen Aufbau des Lastwagens wurden die Häftlinge während der Fahrt mit eingeleitetem Kohlenmonoxid erstickt.

Befreiung durch die Amerikanische Armee
Erst am 5. Mai 1945 konnte das Konzentrationslager durch vorrückende amerikanische Truppen befreit werden. Noch bevor sich die SS Bewachungseinheiten aus dem Lager entfernten, wurden die meisten Geheimnisträger (Häftlinge die im Krematorium arbeiteten, Schreiber) als Mitwisser der Massenmorde exekutiert. Die SS vernichtete dann auch alle Akten und montierte die Gaskammer ab.

Errichtung einer Gedenkstätte
Nach dem Raubbau des Lagers durch die Bevölkerung, wurde ab Herbst 1948 mit einer Ausgestaltung der Gedenkstätte durch das österreichische Bundesdenkmalamt (BDA) begonnen.
Die Schüler der Staatlichen Wirtschaftsschule Deggendorf waren von dem eindrucksvollen und noch recht gut erhaltenden Lagerkomplex und seinem menschenvernichtenden Zweck tief erschüttert. Da eine Besichtigung des Steinbruches im Winter aus unfalltechnischen Gründen nicht möglich war, betrachteten die Schüler die „Todesstiege“ von oben. Die Schüler konnten es kaum glauben, dass die Häftlinge trotz Jahreszeiten und Wind und Wetter, jeden Tag acht bis zehn Stunden, völlig unterernährt und krank, über diese Treppe, den Granit hochschleppen mussten, damit er in das Deutsche Reich für die „Führerbauten“ transportiert werden konnte.
Im Rahmen eines Rundgangs durch österreichische „Vermittler“ konnten die Schüler den schrecklichen Alltag der Häftlinge und das „System der Konzentrationslager“ am originalen historischen Ort hautnah erleben.
Schüler und Lehrer waren sich nach der Besichtigung des Lagerkomplexes einig. Es hatte sich wieder einmal gezeigt, dass die Erinnerung an die unvorstellbar grausamen Taten der Nationalsozialisten nirgendwo beklemmender erlebt werden kann als in einem Konzentrationslager selbst. Der historische Ort prägt die Erinnerung und auch die Gedanken. Geschichte ist nämlich nicht nur abgestorbene Vergangenheit, sondern überall spürbar und eine stets in unsere Gegenwart hineinreichende Herausforderung!
Christoph Schneider, OStR